Die Myrte – Ein duftender Klassiker mit Symbolkraft
Die Myrte (Myrtus communis) ist eine immergrüne Pflanze, die für ihre duftenden Blätter und weißen Blüten bekannt ist. Ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, hat sie sich durch ihre vielseitige Verwendung in Gärten und in der Heilkunde einen festen Platz erobert. Ob als dekorativer Strauch, in der Parfümherstellung oder als Symbol der Liebe – die Myrte begeistert durch ihre Schönheit und Symbolkraft.
Erscheinungsbild und Standort
Die Myrte ist ein buschiger, kompakt wachsender Strauch, der je nach Standort bis zu drei Meter hoch werden kann. In der Algarve stellt die Myrte keine großen Ansprüche an den Standort, sie ist weit verbreitet, freut sich aber über etwas Schatten.
Die kleinen, glänzend dunkelgrünen Blätter verströmen beim Zerreiben einen aromatischen Duft. Im rühsommer erscheinen zarte, weiße bis cremefarbene Blüten mit zahlreichen Staub blättern, die besonders von Bienen und Schmetterlingen geschätzt werden. Nach der Blüte bildet die Pflanze dunkelblaue bis schwarze Beeren aus, die in der mediterranen Küche genutzt werden.
Symbolik und Geschichte
Die Myrte gilt seit der Antike als Symbol für Liebe, Schönheit und Reinheit. In der griechischen Mythologie war sie der Göttin Aphrodite geweiht, weshalb sie in Hochzeitsritualen eine bedeutende Rolle spielt. Auch in der christlichen Tradition findet man die Myrte oft als Zeichen der Reinheit. In vielen Kulturen werden ihre Zweige in Braut sträußen oder als Kopfschmuck verwendet, was ihr den Beinamen „Brautmyrte“ beschert hat.
Verwendung in Küche und Heilkunde
Die Beeren werden in der mediterranen Küche zur Aromatisierung von Fleischgerichten oder für die Herstellung von Likören verwendet. Besonders bekannt ist der sardische Mirto, ein aus Myrtenbeeren hergestellter Likör.
Bei der Destillation des ätherischen Öls bilden sich, je nach Standort der Myrte, zwei verschiedene Chemotypen aus. Hier in der Algarve ist das Öl vom Chemotyp Cineol dasjenige, das man an der leicht grünlichen Farbe erkennt. Das ätherische Öl besitzt schleimlösende und entzündungshemmende Eigenschaften und kann gut zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt werden.
Das Myrtenöl des Chemotyps Myrtenylacetat hat eine braune bis rötlichbraune Farbe und stammt hauptsächlich aus Marokko. Die Destillation der Myrte erfolgt im Mai/Juni, verwendet werden frische Triebe mit oder ohne Blüten.
Myrtenhydrolat – Sanfte Pflege für Haut und Augen
Bei der Destillation des Pflanzenwassers spielt der Chemotyp nur eine untergeordnete Rolle. Der Duft ist frisch und kräftig, mit einer würzigen Note. Die körperlichen Wirkungen sind vielseitig: antiallergisch, antiseptisch, entzündungshemmend, immunstimulierend, schleimlösend, schmerzlindernd.
Wie das ätherische Öl eignet sich das Myrtenwasser zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wie Husten und Schnupfen in der nasskaltenJahreszeit. Als Nasenspray wird es unverdünnt angewendet und wirkt abschwellend. Ich persönlich verwende es bei Schnupfen gerne äußerlich auf der Nase und im Bereich der Kiefernhöhlen. Bei Erkrankungen im Mund und Rachenraum eignet sich das Hydrolat als Basis für eine Gurgelmischung.
In der Algarve sind die Sommer heiß, trocken und staubig, das führt schon einmal zu gereizten Augen, gerade in Kombination mit Kontaktlinsen. Eine Kompresse mit gekühltem Myrtenwasser auf die geschlossenen Augen zu legen, ist eine echte Wohltat. Es unterstützt auch, wenn die Beschwerden durch Allergien ausgelöst werden.
Schon in der Antike war die Myrte als Schönheitsmittel bekannt. In Frankreich und Italien ist das Myrtenwasser seit dem 16. Jahrhundert als Engelswasser bekannt. Mit ihren regenerierenden Eigenschaften pflegt sie verschiedenste Hauttypen – von sensibler und trockener Haut bis hin zu fettiger, unreiner Haut. Weiterhin eignet es sich pur oder gemischt mit ätherischen Ölen als natürliches Deodorant.
Einen positiven Effekt hat die Myrte zudem auf die Psyche. Als Raum oder Kissenspray, in der Duftlampe oder dem Aromadiffusor entfaltet sie eine ausgleichende, entspannende und beruhigende Wirkung.
Die Myrte mit ihrer langen Tradition ist wahrlich ein Geschenk der Natur und vermag uns hoffentlich auch in der Zukunft noch viele gute Dienste erbringen.
Der Text ist Aromareport 30 des Aromaforum International e.V. erschienen.
